Aufbau eines Gesundheitsnetzwerkes für kultursensibles Handeln im Landkreis Offenbach
Diese beiden Faktoren zusammen werden zu weitreichenden Problemen in der gesundheitlichen Versorgung sowohl für Migranten als auch für Senioren im ländlichen Bereich führen. Deren Versorgung ist mit den jetzigen Mitteln weder mittelfristig noch langfristig gewährleistet. Hier gilt es schnell und nachhaltig Abhilfe zu schaffen.
Gesundheitliche Versorgung ist ein Menschenrecht
Es gibt zwar inzwischen einige Hausärzte, die selbst Migranten sind beziehungsweise einen Migrationshintergrund haben, doch ist dies bei Fachärzten nur sehr selten der Fall. Auch in Kliniken ist die Betreuung von Menschen mit Migrationshintergrund nicht nur wegen mangelnder Sprachkompetenz oft schwierig. Oft verstehen Senioren auch das Gesundheitssystem und notwendige Präventionen nicht ausreichend. Da gesundheitliche Versorgung ein Menschenrecht ist, kann hier auf eine erfolgreiche Integration nicht gewartet werden. Dies gilt auch für die neue Herausforderung durch die Vielzahl von Neu-Zuwanderern. Auch für Senioren wird die Aufrechterhaltung eines gesundheitlichen Status zunehmend schwieriger, weil die Mobilität im zunehmenden Alter nachlässt. Hier gilt es Wege der Unterstützung zu finden, die eine effektivere Gesundheitsversorgung möglich machen.
Alle wichtigen Akteure
Aus diesem Grund hat die Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung e.V. im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration im Landkreis Offenbach ein Netzwerk gegründet, welches den Bedarf von kultursensiblem Handeln im Landkreis ermittelt. Hierbei geht es einerseits um die bessere, und oft erstmalige, Verknüpfung von kommunalen Stellen, wie Ausländerbeiräte oder Integrationsdienste, und den Stellen, die für Senioren und Seniorinnen zuständig sind, wie zum Beispiel die Leitstelle „Älterwerden“, aber auch darum eine engere Zusammenarbeit zwischen Migrantenselbstorganisationen und Pflegeeinrichtungen zu schaffen. So soll ein Netzwerk aufgebaut werden, dass alle wichtigen Akteure in der angestrebten verbesserten interkulturellen Pflege im Landkreis Offenbach an einen Tisch holt und einen Raum für Zusammenarbeit schafft.
Augenmerk auf der Interkulturalität
Zum anderen sollen sogenannten Gesundheitsmentoren für die nicht medizinische Betreuung von Senioren und Seniorinnen ausgebildet werden. Bei der Ausbildung liegt ein besonderes Augenmerk auf der Interkulturalität. Die Gesundheitsmentoren sollen neben niedrigschwelliger medizinischer Versorgung (Blutdruckmessen, Blutzuckertests, Kontrolle der Tabletteneinnahme…) auch eine Vertrauensperson darstellen, die mit den Senioren und Seniorinnen kleinere Besorgungen machen, sich mit ihnen unterhalten, sie zu Ärzten begleiten und so für eine bessere soziale Einbindung sorgen. Wichtig ist die Zweisprachigkeit der Gesundheitsmentoren. Viele Senioren und Seniorinnen mit Demenz verlieren ihren deutschen Wortschatz und können sich nur noch in ihrer Muttersprache ausdrücken, hier werden die Gesundheitsmentoren zum Sprachrohr der zu betreuenden Menschen.